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Biel Konzerte 2014

 

Schöne Kantilenen auf dem Kontrabass    Konzert des Bieler Kammerorchesters

Ein Stiefkind aufwerten                            Rezital Joseph Kluson, Bratsche, im Logensaa

Lieder aus der Nähe und Ferne                "Du temps qui passe..." in der Zwinglikirche Bözingen

Beethoven - dramatisch und siegreich      3. Sinfoniekonzert 2014_15

Ein junger Meister des Klavierspiels         Rezital Ingmar Lazar in Biel

"Der Teich" nach Robert Walser               Uraufführung im Centre Pasquart

Aufmerksamkeit fordernde Musik             2. Sinfoniekonzert TOBS

Ansprechende Ausdruckswelt                 1. Kammermusikkonzert TOBS

Bestätigung und Entdeckungen               3. Festival ArtDialog

Eine Rarität und zwei Meisterwerke         1. Sinfoniekonzert 2014_15

Selbstsicheres Auftreten                         4. Sommerkonzert "Jeunes Talents" Trompeten- und Hornsignale                    3. Sommerkonzert im Bieler Stadtpark

 

 

 

 

Schöne Kantilenen auf dem Kontrabass

Konzert des Bieler Kammerorchesters

von Daniel Andres

Das Bieler Kammerorchester, eine reine Amateurformation, gab am vergangenen Samstag in der Pasquart-Kirche ein gut besuchtes Konzert unter der Leitung von Beda Mast.

Das Ensemble hat nach wie vor grossen Rückhalt und die Kirche war zumindest im Parterre und in der mittleren Empore fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Als Solisten hatte das Orchester den jungen neuen Solo-Kontrabassisten des Sinfonieorchesters Biel Solothurn, Witold Moniewski, engagiert. Im zweiten Kontrabasskonzert in h-moll von Giovanni Bottesini hatte er reichlich Gelegenheit, sein technisches und musikalisches Können zu demonstrieren. Bottesini war einer der ersten Virtuosen des Kontrabasses, und in seinem romantischen, vom italienischen Opernstil des 19. Jahrhunderts geprägten Konzert bietet er dem Solisten virtuose Passagen wie auch sehr kantable Phrasen an. Witold Moniewski meisterte mit warmem und ausdrucksvollem Klang beide Ansprüche und begeisterte damit das Publikum. Das Orchester gab auch in diesem Werk sein Bestes, nur zu Beginn des zweiten Satzes gab es einen Aussetzer bei Bläsern und tiefen Streichern, das ging etwas daneben.

Wenig bekannte Werke

Beda Mast, Flötist im Sinfonieorchester Biel Solothurn und Dirigent des Kammerorchesters, hatte im Übrigen ein hübsches Programm gewählt, das den Fähigkeiten der Laienmusiker weitgehend entsprach. Von Laienorchestern hört man oft Werke aus der Barockzeit oder der Vorklassik, welche von den grossen Orchestern gemieden werden und höchstens von spezialisierten Ensembles aufgeführt werden. So kam man zu der Bekanntschaft mit einer Ouvertüre in D-Dur des Händel-Zeitgenossen Johann Friedrich Fasch und einer Sinfonie des in Mannheim und später München tätigen Vorklassikers Christian Cannabich, einem guten Freund Mozarts dazu.

Beide Komponisten waren zu ihrer Zeit sehr geachtet, fielen aber bald in Vergessenheit. Die Ouvertüre von Fasch ist stark mit dem Stil von Händel verwandt und verwendet Bläsergruppen und Streicher beinahe mehrchörig. Die dreisätzige Sinfonie in Es-Dur von Cannabich mischt die Klangfarben stärker. Beide Werke erlebten, von Beda Mast sehr klar dirigiert, eine lebendige engagierte Aufführung.

Mehrchörig gut abgestuft

Verbesserungspotential im Orchester liegt vor allem in der Intonation bei den Streichern. Auch Laien sind - ohne hier Ratschläge erteilen zu wollen - bei detaillierter Probenarbeit zu sauberen Leistungen fähig. Im Unterschied zu den Stadtorchestern von Grenchen und Solothurn sind bei den Bielern aber keine Profis mit dabei, und auch die ersten Pulte bei Streichern wie Bläsern sind mit astreinen und teils tüchtigen Amateuren besetzt. Eine Weiterentwicklung wäre auch bei der differenzierteren Dynamik möglich und erwünscht, da klang oft alles ein wenig zu dick und zu gleichförmig.

Einen schönen Abschluss bildete die "Feuerwerksmusik" von Georg Friedrich Händel. Bei guten Tempi ergaben sich durch die chorische Besetzung mit Trompeten und Pauken, einer Hörnergruppe, den Holzbläsern und den Streichern von selbst eine gute Abstufung. Die zahlreichen Zuhörer waren jedenfalls mit dem reichhaltigen Konzert sehr zufrieden und spendeten grosszügig Beifall.

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Ein Stiefkind aufwerten

Rezital Joseph Kluson, Bratsche, im Logensaal

von Daniel Andres

Das Konzert der Société philharmonique vom vergangenen Sonntag im Saal der Loge hatte ein Verdienst: Die Bratsche, das Mauerblümchen unter den Streichinstrumenten, etwas in den Vordergrund zu rücken.

Es gibt heute eine ganze Reihe junger Bratschisten und ebenso Bratschistinnen, welche die Qualitäten dieses Instruments zum Leuchten bringen. Dabei hat die Viola - wie der junge Bratschist Nils Mönkemeier in einem Interview jüngst sagte - "etwas Herbstliches, Melancholisches". Wie sie im Orchester als Mittelstimme meistens unauffällig wirkt, drängt sie sich auch als Solo-Instrument nicht in den Vordergrund, hat mitunter in Kammermusik gegen die Vorherrschaft der anderen Instrumente, insbesondere des Klaviers, anzukämpfen.

Das Rezital mit Joseph Kluson aus Prag war nicht geeignet, alle Vorurteile oder Vorbehalte aus dem Weg zu räumen. Eines der Meisterwerke für die Viola, die "Märchenbilder" von Schumann bestätigte eher den Befund des Stiefkindes; denn auch hier dominiert das Klavier, und die Bratsche hat ganz im Stil des Schumann'schen Spätwerks oft kurze mit Pausen durchsetzte Einwürfe. Nur im ersten und letzten Satz setzt sie zu grösseren melodischen Bögen an.

Eleganz statt Tiefe

Die Sonate des russischen Nachromantikers Anton Rubinstein ist typisch für die Epoche: ausladend, formal ausgewogen, aber nicht immer dicht im Inhalt, gelegentlich mehr Eleganz als Tiefe, aber fast durchwegs schön zum Anhören. Gut, dass wir sie mal gehört haben. Joseph Kluson gelangen schöne Momente und fast durchwegs ein schöner Klang. Aber dazwischen auch eine etwas fahrige Bogentechnik mit vielen Noten auf einem Bogen.

Der Pianist Lukas Klansky zeigte sich als Partner am Klavier sowohl zuverlässig wie auch gestalterisch aktiv. Gelegentliche metallische Härten sind eher dem Flügel als dem Pianisten anzulasten. Vor der Pause trat er mit einer eher spröden "Pathétique", der Sonate in c-moll op. 13 von Beethoven, vors Publikum. Interessanter waren die Stücke "Auf verwachsenem Pfade" von Leoš Janáček denen man selten begegnet und die auch klanglich differenziert und subtil herüberkamen.

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Lieder aus der Nähe und Ferne

"Du temps qui passe..."
ein Konzert in der Zwinglikirche Biel-Bözingen

Daniel Andres

Die Sopranistin Alessandra Boer ist noch bei Jean Mamie in Moutier zur Schule gegangen. Der Musiklehrer und Komponist ist jetzt 87 Jahre alt, rüstig und immer noch kreativ. Er war am Konzert anwesend als sein ehemalige Schülerin, heute eine angesehene Gesangssolistin, zusammen mit der Flötistin Laure Franssen, dem Cellisten Matthias Walpen und dem Pianisten Christian Piquerez einen Reigen seiner Lieder aufführte. "Post-impressionistisch" nennt er selber seinen Stil, der Jurassier verleugnet seine Nähe zur französischen Kultur nicht. Es sind angenehm zu hörende Gesänge, die stark auf die Texte von Yvette Kummer, Francis Bourquin und Jacques.René Fiechter, alle aus dem südlichen Jura stammend, eingehen. Am eindrücklichsten vielleicht bei der anspruchsvollen Sprachkunst von Francis Bourquin in den "Trois airs du temps qui passe". Am leichtesten, dem französischen Chanson nahe, im Gedicht "Toi qui passes" von Jacques-René Fiechter. Schwebend und unverfänglich in der Poesie von Yvette Kummer.

Du temps qui passe
Alessandra Boer mit ihrer leichten und unverkrampften Stimme war sozusagen die ideale Interpretin als Botschafterin einer wenig bekannten und oft verkannten Kultur in den Tälern des Juras zwischen Chasseral und Montoz. Christian Piquerez war ein zuverlässiger und subtiler Begleiter am Klavier.
In Gesängen von Anthony Hedges, den man an diesem Abend auch entdecken konnte, den durch ihre Modernität und zeitweise Schroffheit aber auch Subtilität immer wieder überraschenden Chansons Madécasses von Maurice Ravel, sowie in einem kleinen Instrumentalstück von Philippe Gaubert - beinahe Zeitgenosse von Ravel und bedeutender Flötist und Flötenlehrer in Frankreich - kamen die Flötistin Laure Franssen und der Cellist Matthias Walpen zum Zuge. Sie trugen raffinierte Klänge und Klangmischungen zu den poesievollen Werken bei.
Das Konzert wurde an verschiedenen Orten im südlichen wie im nördlichen Jura gegeben und war ein bedeutsamer und origineller Beitrag zur Kultur dieser Region.

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Beethoven - dramatisch und siegreich

3. Sinfoniekonzert 2014_15

von Daniel Andres

Das Programm des jüngsten und dritten Sinfoniekonzertes des Sinfonieorchesters Biel Solothurn war Ludwig van Beethoven gewidmet. Prompt war der Saal voller als auch schon und es gab bloss wenige leere Plätze. Es waren aber auch Musikklassen des Seeland-Gymnasiums unter den Zuhörern und der Chor des Theaters half auch, den Saal zu füllen, wenn er nicht gerade im Einsatz stand.

Das Programm zeigte teilweise weniger bekannte Werke des grossen Wiener Klassikers, alle drei aus etwa der gleichen Periode im Schaffen des Komponisten. Von der Schauspielmusik zu Goethes Tragödie "Egmont" op. 84 ist im Konzertsaal häufig die Ouvertüre zu hören, welche das Drama gleichsam vorwegnimmt. Zu den sechs musikalischen Teilen der Bühnenmusik erzählte der Schauspieler Günter Baumann - diesmal weitgehend verständlich - das geraffte Geschehen des Trauerspiels, das mit einer hoffnungsvollen Siegesmusik endet. Anne-Florence Marbot sang mit dem richtig getroffenen Ausdruck und kunstvoller Natürlichkeit die zwei Lieder des Klärchen. Und das Orchester unter der Leitung des in Malta geborenen Brian Schembri traf die Dramatik und auch die lyrischen Momente in Beethovens Musik adäquat. Der Dirigent beschränkt sich in seiner Zeichengebung weitgehend auf die Betonung der Akzente und die Gestaltung des musikalischen Ablaufs und vertraut in der Koordination vielfach auf das Orchester.

Hymnischer Chor

Die Chorfantasie op. 80, eine Mischung aus Konzertstück für Klavier, Variationen für Klavier und Orchester mit einem Finale bei dem der Chor hymnisch dazu tritt, erfüllte auch weitgehend die Erwartungen in das nicht allzu oft gespielte Werk. Während bei den eröffnenden Forte-Akkorden das Klavier nicht optimal klang und etwas undifferenziert wuchtig wirkte, gelangen der jungen Solistin Camille Sublet in der Folge die brillanten und ziselierten Passagen sauber und klanglich viel erfreulicher. Insgesamt eine schöne und auch spannungsreiche Darbietung durch die Bieler Pianistin. Das Orchester wiederum bewährte sich in den vielfach aufgeteilten kleinen Besetzungen vor allem der Bläser in den Variationen, während das Tutti hier gerne schwerfällig im Klang und gelegentlich auch nicht ganz sauber in der Intonation daher kam. Der Chor des Theaters Biel Solothurn wiederum überraschte trotz relativ kleiner Besetzung durch die Kraft seines Einsatzes, durch den Glanz der Tenöre und der Soprane, es war ein gelungener Auftritt, in dem die jahrelange Aufbauarbeit und Formung der Stimmen wirkungsvoll zum Ausdruck kam.

Alte Schule

Die achte Sinfonie in F-Dur op. 93 ist eigentlich ein heiteres, ja mit humorvollen Einfällen gespicktes Werk, eine Sinfonie, die sich fast rückblickend, aber raffiniert mit Haydn und seinen Überraschungseffekten auseinandersetzt. In der Version durch den Dirigenten Brian Schembri war allerdings davon wenig zu hören. Die Tempi waren durchwegs eine Spur zu langsam, das Klangbild des Orchesters zu schwer, das Ganze zu stark auf die starken Akzente im Forte statt auf die feingeschliffene Tongebung ausgerichtet, von Heiterkeit oder gar Witz wenig oder nichts. Eine Interpretation mit dem Zweihänder statt mit dem Florett. Ein Beethoven alter Schule und in der Entwicklung des Orchesters ein Rückschritt gegenüber früheren Interpretationen, welche viel mehr heutigen Gepflogenheiten der Beethovenpflege entsprachen.

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Ein junger Meister des Klavierspiels

Rezital Ingmar Lazar in Biel

von Daniel Andres

Ingmar LazarIngmar Lazar, 21 Jahre alt, von Paris her gereist, von berühmten und bewährten Leuten ausgebildet, be­gann mit einer Suite in g-moll von Jean-Philippe Rameau aus dem Dritten Buch der Stücke für Cembalo von 1726. Fein ziselierte Musik mit reichen Verzierungen. Ausser zwei "Menuets" alles Charakterstücke mit Titeln "Les Tricotets", "L'Indifférente". Es ist Arbeit für die Finger und einen klaren Kopf. Klarheit und Leichtigkeit sind gefragt, in "La Poule" gibt es auch etwas härtere repetierte Noten, Darstellung des Gegackers. Es ist ein Genuss, zuzuhören, Ingmar Lazar spielt auf dem Flügel statt auf dem Cembalo genau so akkurat, so genau wie auch lebendig, französischer Spätbarock stilistisch einwandfrei aber ohne Trockenheit. Erste Etappe voll geglückt.

Foto: Daniel Andres

Pianistisch, aber farbenreich

Auf Rameau folgt Ravel. Sowohl Claude Debussy wie Maurice Ravel haben sich gerne auf Rameau, ihren Vorgänger aus dem 18. Jahrhundert berufen. Die Pro­grammfolge in diesem Sinne also durchaus logisch. Zuerst erklingt "Une barque sur l'océan", gefolgt von "Alborado del gracioso", beide aus den "Miroirs", kom­poniert 1904 bis 1906. Beide Stücke wurden von Ravel orchestriert und unwillkürlich erwartet man auch auf dem Klavier die reiche Farbigkeit des Orchesters. In der "barque sur l'océan" dominiert anfänglich der Klavierklang. Es wäre auch legitim, die originale Klavierfassung durchaus pianistisch aufzufassen. Im Laufe des Spiels hört man auch mit den Augen - die weiten Wogen, die Gischt, das Flirren der Luft, akustisches und visuelles verbinden und vermischen sich. Das Klavier gibt viele und nüancierte Klangfarben frei. "Alborado del gracioso" beginnt streng und straff, durchaus adäquat für diese Imitation einer spanischen Gitarre. Der Mittelteil ist freier und wie eine Improvisation, aber alles blitzsauber und doch sehr atmosphärisch, mit den Ausbrüchen, den rauschenden Glissandi, den Tonrepetitionen, die Orchesterfarben leuchten auf, das Spiel von Ingmar Lazar ist faszinierend reich, differenziert, pianistisch perfekt und gleichzeitig orchestral sinnlich.

Virtuos, lyrisch, brutal

Als Abschluss des französischen ersten Teils hören wir zum ersten Mal in Biel, vielleicht zum ersten Mal in der Schweiz, die "Cinq Préludes" von 1997 des 1968 geborenen französischen Komponisten Eric Tanguy. Es sind wiederum pianistisch höchst anspruchsvolle Stücke, das erste hoch virtuos, andere eher lyrisch, das letzte fast gewalttätig mit donnernden Oktaven im dreifachen Fortissimo, aber Werke die auch dem Publikum auf Anhieb gefallen und die von Ingmar Lazar wohl auf ideale Weise dargeboten wurden.

Beglückende Erfahrung

Nach der Pause wurden die Zuhörer mit der vierten Ballade in f-moll op. 52 und den beiden Nocturnes op. 48 von Frédéric Chopin beglückt. Ich sage beglückt, weil die Interpretationen des junge Pianisten ein emotionales Erlebnis waren. In der Ballade erzählte Ingmar Lazar eine imaginäre Geschichte mit vollem Verständnis für den dramaturgischen Ablauf und dazu entlockte er dem kleinen Flügel zauberhafte Töne und brachte ihn auch zum Singen. Das Nocturne in c-moll war an sich ein Ereignis für sich, das aufwühlte, und das folgende Stück in fis-moll war eine zarte Antwort auf die Dramatik des vorangehenden.

Zum Schluss noch die 5. Sonate op. 53 in Fis-Dur von Alexander Skrjabin, die im Wesentlichen noch einmal bestätigte, was man bis jetzt erfahren hatte: einen untrüglichen Sinn für den Aufbau des Werks, ein mutiges und sozusagen kompromissloses Herangehen an die künstlerische Aussage der Musik bei völliger tech­nischer Überlegenheit und dadurch gestalterischer Freiheit. Die Zuhörer, die aus purer Neugier gekommen waren, eine junges Talent kennen zu lernen, verliessen nach einer Zugabe von Liadov das Konzert mit der Erfahrung, einem jungen Meister des Klaviers begegnet zu sein und um eine beglückende und nachhallende Erfahrung reicher.

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Kurzoper nach Robert Walsers "Der Teich"

der teich von r.walserDie Uraufführung einer Kurzoper und zwei weiterer Stücke der Komponistin Ezko Kikoutchi zog am Donnerstag Abend ein kleines aber erlesenes Publikum ins Centre Pasquart, das sich vermehrt und mit Erfolg auch anderen Sparten der Kunst, so auch der zeitgenössischen Musik, öffnet.

Ezko Kikoutchi ist in Japan geboren, studierte dort auch Orgel, dazu Klavier, Gesang und Theoriefächer bevor sie sich an der Hochschule für Musik in Lausanne perfektionierte. Nun ist sie seit 2001 Titularorganistin in Ecublens und erhielt das dortige Bürgerrecht.

Simulierter Selbstmord

Sie studierte ebenfalls Komposition bei Eric Gaudibert und Xavier Dayer in Bern und hat Kurse bei renommierten Komponisten absolviert. Roman Brotbeck, Musikwissenschafter und Germanist, fand bei ihr die geeignete Künstlerin, um einen erst spät entdeckten, offenbar den einzigen überlieferten Mundarttext von Robert Walser zu vertonen. "Der Teich", vermutlich 1902 in Täuffelen entstanden, handelt von einem simulierten Selbstmordversuch eines Jungen, der damit die Liebe von Mutter und Geschwistern auf die Probe stellen will. Der Text ist jüngst im "Insel"-Verlag in einer hochdeutschen Übersetzung durch Raphael Urweider und Klaus Händl erschienen.

Für die Kurzoper aber wurde der Text ins Französische übersetzt, wobei charakteristische Wörter wie "gränne", "plääre" und ganze Wendungen im Berndeutsch beibehalten wurden. Eine Mischung, die sich auch laut Roman Brotbeck bestens für eine Uraufführung in Biel/Bienne eignete.

Der Text, also auch die Partien des Bruders und der Schwester des Protagonisten, wird von einer Mezzosopranistin, Laure-Anne Payot, gesungen, die Worte der Mutter erklingen ab Tonband. Neben der Sopranistin werden Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier, das Ganze geleitet von Matthias Kuhn, eingesetzt. Raphael Urweider führte Regie.

Feines Gespinst

Sowohl die Musik wie auch die Umsetzung fanden beim Publikum bestens Anklang. Der Komponistin Ezko Kikoutchi gelang es vortrefflich, die Stimmungen und Charaktere des Geschehens in einem feinen Gespinst der Instrumente einzufangen. Einzig ein instrumentales Zwischenspiel, das den eher rabiaten Vater charakterisiert, benutzt kräftigere Klänge. Die Instrumente werden meist verfremdet eingesetzt und doch ist es keine reine Klangfarbenkomposition, sondern es entstehen auch interessante rhythmische und motivische Strukturen, insgesamt eine reiche Vielfalt, die sich auch von den vorgängig gehörten kurzen und einfacheren, aber durchaus hörenswerten Stücken der Komponistin und von Lorenz Pagliai und von Georges Aperghis durch bemerkenswerten Einfallsreichtum abhob. Verdienter Applaus für alle Mitwirkenden.

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Aufmerksamkeit fordernde Musik

Das zweite Sinfoniekonzert des Orchesters Biel Solothurn war dem Bieler Musiker Urs Peter Schneider gewidmet und brachte dem entsprechend ein reichhaltiges wie auch das Publikum fordernde Programm.

Die beinahe raffiniert aufgebaute Werkfolge hatte zwei Sinfonien von Carl Philipp Emanuel Bach als äusseren Rahmen. Die nächste Zwiebelschicht als zweites und zweitletztes Werk in der Abfolge bildeten zwei Stücke von Urs Peter Schneider, und im Zentrum rahmten zwei Stücke von Mozart zwei Stücke von Hermann Meier ein, einem bislang grob vernachlässigten Schweizer Komponisten der Generation nach 1900.

Abrupte Stimmungswechsel

Zunächst zu Carl Philipp Emanuel Bach, der in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine wichtige Persönlichkeit war und stilbildend für die Epoche der Vorklassik und des "Sturm und Drang" wirkte. Die beiden Sinfonien aus dem Jahr 1780 sind sehr charakteristisch für den Stil dieses Sohnes von Johann Sebastian Bach, mit häufigen und abrupten Stimmungswechseln, ebenso abrupten Pausen und Richtungswechseln. Sie wurden sehr adäquat auch im Klangbild wiedergegeben, was umso erfreulicher war, als in letzter Zeit Musik des Barock und der Klassik eher in einem heute leicht überholten Klang geboten worden war.

Sperriger Komponist

Neue Entdeckungen waren die zwei Stücke von Hermann Meier, welcher in der Schweizer Musikszene des frühen und mittleren 20. Jahrhunderts eine absolute Ausnahmeerscheinung war und deshalb kaum auf Aufführungen rechnen durfte und wenn, dann auf Ablehnung stiess. Er war nicht ganz der Einzige der fortschrittlichen Künstler, welche damals in der noch vom Landigeist erfüllten kulturellen Klima der Schweiz erdrückt wurde. Sein fünftes Orchesterstück von 1955, das nota bene wie auch die kurze "Kleine Elegie" für Klavier als Uraufführung erklang, würde man eher der Schule der zwanzig Jahre jüngeren Boulez und Stockhausen zurechnen als dem damals immer noch "gemässigt modernen" Schweizer Musikschaffen. Man könnte auch einige Anregungen des Zeitgenossen Edgar Varèse darin ausfindig machen. Das Werk, welches auch heute noch für das Publikum (zu) sperrig ist, wurde von Kaspar Zehnder und dem Orchester mit Sorgfalt und möglichster Genauigkeit gespielt und erlebte zumindest eine würdige Uraufführung. Vielleicht wäre anzufügen, dass die Musik der Avantgarde der Jahrhundertmitte inzwischen auch etwas Patina angesetzt hat und zumindest teilweise auch wieder neu oder anders eingeschätzt wird. Eine definitiv wertende Einordnung ist aber auch heute noch nur sehr bedingt möglich.

Konzentration auf Wesentliches

Bleiben die zwei Stücke des Komponisten U.P.Schneider, die auch einer bestimmten Ästhetik einer avantgardistischen Richtung der Sechziger Jahre folgen, nämlich der Reduktion auf das absolut unbedingt Notwendige (aus Sicht des Komponisten). Man kann diese Richtung mögen oder nicht mögen, es ist eine der doch recht zahlreichen Verzweigungen, welche die Musik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gemacht hat. Manchmal scheint sie etwas schematisch, hat aber bei allem Minimalismus einen gewissen klanglichen Reiz und kann in gewisser Weise auch eine meditative Wirkung, eine Konzentration auf wesentliche Aspekte der Musik auslösen. Auch hier sehr viel Sorgfalt bei Kaspar Zehnder und den Musikern des Orchesters.

Im zentralen Teil trat Urs Peter Schneider als pianistischer Interpret eines frühen Klavierkonzertes und einer späten, unvollendeten Fantasie von Wolfgang Amadeus Mozart auf. Wobei der unzimperliche Zugang zum Klavierkonzert in C-Dur KV 246 durchaus gefallen konnte und die Fantasie in ihrer "Vollendung" durch Schneider eine fast überirdische Wirkung erzeugte.

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Ansprechende Ausdruckswelt

1. Kammermusikkonzert TOBS

Im Bieler Stadttheater fand am Sonntagmorgen das erste Kammermusikkonzert TOBS der Saison statt. Drei Streicher des Sinfonieorchesters sassen auf der Bühne und boten hervorragende Interpretationen von drei Streichtrios vor einem etwas dünn gesäten Publikum dar.

Mikayel Zakaryan, Violine, Rolf-Dieter Gangl, Bratsche, und Joonas Pikänen begannen das Programm mit einem Streichtrio-Satz in B-Dur von Franz Schubert, einem der zahlreichen Werke, die Schubert mit Elan in Angriff genommen aber dann beiseite gelegt hat, weil ihm eine andere Arbeit vielleicht wichtiger war. Der vollendete erste Satz ist aber ein gelungenes Werk des damals 19-jährigen Komponisten, in welchem die drei Instrumente absolut gleichwertig in gekonnter Satztechnik eingesetzt werden. Die drei Musiker trafen den Ton des zwar von Mozart beeinflussten, aber doch durchaus schubertische Eigenschaften aufweisende Werk sehr schön, blieben leicht und empfindsam und erreichten doch eine ansprechende Ausdruckswelt.

Unterhaltsam

Von Bohuslav Martinů, der uns auch bin den kommenden Kammermusik- und Sinfoniekonzerten begegnen wird, erklang anschliessend das Streichtrio Nr. 2, welches 1935 in Paris uraufgeführt wurde. Es hat einen sehr dichten Streichersatz, pendelt zwischen Motorik und ruhigem Verweilen oder improvisatorische anmutenden Kadenzen der einzelnen Instrumente, vereint vor allem im zweiten Satz Elemente eines langsamen Satzes, eines Scherzos und eines Finales. Das Werk stellt recht hohe Anforderungen an die Interpreten, die jedoch in sehr hohem Mass erfüllt wurden. Martinů hat viele Werke geschrieben, aber auch wenn oft viel Betriebsamkeit herrscht, ist seine Musik nicht von leerer Geschwätzigkeit, sondern gerade auch in diesem Trio immer interessant und gleichzeitig unterhaltsam im besten Sinne.

Muntermacher

Zum Schluss erhielten die Zuhörer das erste der drei Streichtrios Opus 9 von Ludwig van Beethoven zu hören. Auch diese Werke, obwohl noch in der Klassik das späten 18. Jahrhunderts verwurzelt, zeigen hohe Meisterschaft in der Gleichbehandlung der Stimmen, wobei nichts nebensächlich oder untergeordnet ist. Auch hier durften die Hörenden sich an einer lebendigen, gleichzeitig gepflegten Wiedergabe freuen, welche sowohl in der Differenzierung der Dynamik wie auch in der klanglichen Gestaltung immer wieder schöne Momente aufwies und insgesamt dem Charakter des Werks in hohem Masse gerecht wurde. Die einführenden Worte der Musiker kamen beim Publikum ebenfalls gut an, und insgesamt war es ein sehr anregendes und munter machendes Sonntagmorgenkonzert.

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Bestätigung und Entdeckungen

Das Festival ArtDialog schloss am Sonntag mit einem Konzert in der Kirche Ligerz. Die Cellistin Natalia Gutman spielte eine Suite von Bach umrahmt von Streichtrios von Beethoven mit dem Violinisten Sviatoslav Moroz und dem Bratschisten Dmitri Hoffmann.

Keine Wünsche offen liess die Interpretation der dritten Cello-Suite in C-Dur von Johann Sebastian Bach. Die erfahrene und reife Künstlerin spielte das Werk beweglich, agogisch klug gestaltet und ohne emotionale Übertreibung in natür-lichem Fluss. Im ersten Satz löschte das Licht aus und im Finsteren spielte die Cellistin unbeirrt weiter und die Musik wirkte vielleiht noch reiner als sonst.

Reichtum der Erfindung

Die beiden Streichtrios aus dem Opus 9 von Ludwig van Beethoven waren nicht ganz so ungetrübt. Doch konnte die musikalisch lebendie Art des Spiels den Charakter der Werke gut vermitteln. Beethoven hat alle Streichtrios vor dem ersten Steichquartett geschrieben, doch sie als Vorstudien zu betrachten wäre verfehlt. Sie weisen einen hohen Reichtum der Erfindung wie auch satztechnische Meisterschaft im Umgang mit drei Stimmen auf und sind für den Hörer ein Genuss.

Claudio Martinez MehnerAm Freitag zuvor konnte man im Saal der Loge in Biel den deutschspanischen Pianisten Claudio Martinez Mehner in Werken von Bach über Brahms zu Ligeti und Prokofieff kennen lernen. Die Variationen von Bach wirkten zu Beginn etwas kühl, in den Capricci und Intermezzi des Opus 116 von Johannes Brahms konnte der Pianist mehr aus sich heraus gehen. Er erzeugte in den lyrischen Intermezzi einen tragenden und singenden Klavierklang, während er sich in den virtuoseren Capricci vor einer Verwischung der Konturen hüten sollte. Sehr gut gelangen die rhythmisch immer wieder verblüffend kniffligen Etüden von György Ligeti und in der Sonate Nr. 8 op. 84 konnte der Pianist sowohl die sanglichen wie auch die perkussiven Seiten des Werks von Sergei Prokofieff zur Wirkung bringen. Zugaben von Debussy und Chopin rundeten das gelungene Rezital ab.

Junge Hoffnungsträger

Am Samstag zogen drei sehr junge Talente, um das Wort Wunderkinder zu vermeiden, die Zuhörer in den Bann. Die neunjährige Shio Okui begann zunächst etwas schüchtern mit den "Berceuse" von Chopin, konnte sich in weiteren Stücken von Serge Rachmaninoff zunehmend entfalten. Locker war der Auftritt des 13-jährigen Violinisten Daniel Lozakovitij aus Stockholm, der bei Dora Schwarzberg in Wien und Joseph Rissin in Karsruhe studiert und dieses Jahr als mit Abstand jüngster Student an der Verbier Festival Academy teilnahm. Er spielte Stücke von Tschaikowsky und brillierte am Schluss mit einer tech-nisch und intonatorisch tadellosen Wiedergabe des Virtuosenstücks Introduktion und Rondo capriccioso von Camille Saint-Saëns.

Davit KhrikuliNoch beinahe verblüffender war der Auftritt des ebenfalls 13-jährigen Davit Khrikuli aus Georgien. Nach einer musikalisch gut gespürten Fantasie in d-moll von Mozart, warf er sich in die a-moll-Etüde aus dem Opus 25 von Frédéric Chopin, und nach einem Nocturne von Chopin und einer rhapsodischen Komposition eines georgischen Komponisten ging er mit grosser Selbstverständlichkeit an die horrend schwierige und betont perkussive Toccata op. 11 von Sergei Prokofieff heran. Tadellos, fehlerlos und mit selbstsicherer Überlegenheit meisterte er die Tücken der schwierigen Werke mit jeglicher Treffsicherheit. Sowohl für den jungen Violinisten wie auch den Pianisten darf man die Hoffnung hegen, sie in einigen Jahren auf den grossen Konzertbühnen anzutreffen. Und inzwischen haben sie ihre jungenhafte Natürlichkeit völlig bewahrt.

Das dritte Festival ArtDialog brachte einige künstlerische Höhepunkte. Umso bedauerlicher, dass immer noch eine zu kleine Schar Unentwegter die Konzerte besucht. Zu hoffen ist, dass die Veranstalter den Mut nicht verlieren und für kommende Jahre weitere Programme in Planung nehmen.

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1. Sinfoniekonzert Saison 2014/15

Eine Rarität und zwei Meisterwerke

Die Saison der Sinfoniekonzerte im Bieler Kongresshaus begann am Mittwoch mit einem höchst spannenden Programm und mitreissenden Darbietungen des Orchesters unter Kaspar Zehnder und dem Pianisten Francesco Piemontesi.

Dank den Praktikanten des Orchesterkurses ist das erste Konzert der Saison, das auch zugleich die Sommerkonzerte abschliesst, grösser besetzt als üblich. Auch in diesem anspruchsvollen Programm sassen ein paar Praktikanten an ersten Bläserpulten und hatten sonst wichtige Posten besetzt. Die Qualität des Orchesters war aber hoch und die Nachwuchsmusiker bewährten sich in hohem Masse wie auch schon bei den eigentlichen Sommerkonzerten.

Rarität zum Auftakt


Das war von Anbeginn zu hören in den "Symphonischen Minuten" des in Bratislava geborenen und in Budapest ausgebildeten und später dort wirkenden Ernst von Dohnanyi. Die fünf kurzen Sätze sind opulent und farbig und auch raffiniert orchestriert und zeigen einen spätromantischen aber durchaus einfallsreichen und originellen Stil. Das Orchester, besonders die Bläser, konnte dabei ein erstes Mal brillieren in einem Werk, das nicht bedeutsam ist, das man aber gerne als Rarität zu Ohren bekam.

Verinnerlichtes Spätwerk

  Francesco Piemontesi, Paris le 8 janvier 2014Der Tessiner Pianist Francesco Piemontesi hat schon früher in Biel und immer mehr auch international überzeugt. Im dritten Klavierkonzert von Bela Bartok konnte er wiederum seine technische Brillanz, aber nicht weniger seine sehr persönliche musikalische Gestaltungskraft und seinen sicheren Sinn für den Klang unter Beweis stellen. Er ging dabei den Solopart von Anfang an etwas kräftiger an, als man es von anderen Interpreten gewohnt ist, gefiel aber immer mehr auch durch den intensiven Dialog, den er mit dem Orchester, insbesondere mit den Holzbläsern, führte. Das dritte Klavierkonzert hat eine besondere Stellung im Werk von Bartok, nicht nur weil es ganz am Ende des Lebens des Komponisten, sozusagen auf dem Totenbett, entstand. Es hat auch einen besonderen Stil, besonders in den ersten zwei Sätzen, die stark verinnerlicht bei aller Farbigkeit wirken. Der letzte Satz trumpft wiederum mit seinen ungarischen Rhythmen und einem pianistischen Feuerwerk mit einer fulminanten Schlusssteigerung auf. Für den Liebhaber dieses Konzertes gab es nichts auszusetzen, im Gegenteil, es war eine Freude die Aufführung mit spitzen Ohren zu verfolgen, wobei auch das Orchester den schwierigen Part präzis und in Übereinstimmung mit dem Solisten meisterte. Francesco Piemontesi begeisterte das Publikum auch mit zwei Zugaben, den "Feux d'artifice" von Claude Debussy und mit einem völlig gegensätzlichen Andante aus der D-Dur Sonate KV 284 von Mozart. Dabei gefielen in dem empfindsamen Stück vor allem die Auszierungen, die teils von Mozart, teils vom Solisten stammen und stilvoll nachempfunden sind. Die Sonate befindet sich auch auf einer CD, welche Piemontesi im letzten Jahr mit Werken von Mozart beim französischen Label "Naïve" eingespielt hat.

Schwerer oder durchsichtiger Klang

Zum Schluss erklang die dritte Sinfonie in F-Dur von Johannes Brahms. Momentan gibt es verschiedene Auffassungen, wie Brahms aufzuführen wäre. Die eine huldigt dem Bild eines knorrigen Norddeutschen mit schwerem Klang und grosser Streicherbesetzung, die andere pflegt bei kleinerer Streicherbesetzung einen durchsichtigen Klang und statt nebeldüstere Schwere eine melan-cholisch herbstliche Heiterkeit. Kaspar Zehnder wählte einen Mittel-weg. Die Besetzung war gegenüber den grossen Philharmonikern immer noch relativ klein, aber schon im Tempo des ersten Satzes war mehr satter Klang als freudvoller und energischer Schwung angesagt. (Brahms soll sich im Rhythmus und Melodik des Kopfthemas am schwungvollen Beginn der "Rheinischen" Sinfonie von Schumann orientiert haben.) Dennoch ist die Aufführung insgesamt sehr gelungen mit wunderschönen Bläser- und speziell Hornepisoden und einer Gesamtspannung die durchhielt und einen Bogen vom Beginn bis zum verklärten Schluss spannte. Auch die Balance zwischen Streichern und Bläsern, speziell dem Blech stimmte bis auf wenige Stellen. Der Klang war differenziert und neben brahms'scher Wärme gibt es einige frostige Stellen im zweiten Satz oder im Finale. Wobei wiederum das Finale einen eigenartigen Bogen spannt, mit einigen kräftigen Ausbrüchen, die im Verlauf immer mehr abnehmen und schliesslich mit einem Zitat des Kopfsatzthemas im Pianissimo enden. Das war alles sehr schön disponiert und auch dieses Werk für den Hörer ein Gewinn .

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Selbstsicheres Auftreten

4. Sommerkonzert "Jeunes Talents"

Junge Talente zeigte ihr Können am vierten Sommerkonzert des Sinfonie-orchesters Biel Solothurn. Im Gegensatz zum Konzert vom Frühjahr im Kongresshaus waren es nicht Pianisten, sondern Vertreter "exotischer" Instrumente wie Saxophon und Vibraphon, welche unter Harald Siegels Leitung stark applaudierte Leistungen boten.

Im Konzert für Saxophon und Streichorchester von Alexander Glazunov aus dem Jahr 1934 konnte die 17-jährige Saxophonistin Patricia Blümli mit schönem Ton, sicheren Passagen und Laufwerk im spätromantischen Ausdruck glänzen. Die Solistin wirkte auch selbstsicher und war ihrer durchaus nicht leichten Aufgabe völlig gewachsen.

Auch der schon etwas ältere Vibraphonist Jonas Rösch hatte keine leichte Auf-gabe mit dem Konzert für Vibraphon und diesmal voller besetztem Orchester des brasilianischen Komponisten Ney Rosauro. Der Komponist ist selbst Marimba-virtuose und weiss was man mit zwei oder vier Schlägeln alles anstellen kann. Auch in diesem Werk wirkte der Solist absolut überlegen - "cool" würde man heute sagen - und entlockte seinem Instrument auch sehr differenzierte und feinfühlige Töne neben einer bemerkenswerten wenn nicht schon bewunderns-werten Schlagtechnik. In beiden Werken begleitete das Orchester sehr aufmerk-sam.

In den "Danses concertantes" von Igor Strawinsky zogen wiederum junge Musiker die Aufmerksamkeit auf sich, indem die acht Bläser und die Perkussion alle von Praktikanten und Praktikantinnen besetzt waren und ihre kniffligen Aufgaben bra-vourös bewältigten. Das kurzweilige Stück wurde von Harald Siegel nicht bloss präzis, sondern auch federnd und musikantisch dirigiert. Insgesamt ein unter-haltsames Konzert für ein ziemlich gemischtes Publikum.

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Trompeten- und Hornsignale

3. Sommerkonzert im Bieler Stadtpark


Sommerkonzert 3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das dritte Sommerkonzert fand nach längerem Unterbruch wieder einmal im Stadtpark statt, dort wo es die Zuhörer am meisten hinzieht. Der Schweizer Dirigent Philippe Bach, zurzeit General-musikdirektor in Meiningen (D), dirigierte das mit Stipendiaten der Stiftung Orchesternachwuchs verstärkte Sinfonieorchester Biel Solothurn.

Zur Aufführung kamen Werke die sich unterschiedlich für die Aufführung im Freien eignen. Am Besten wohl die Serenade Nr. 9 KV 320, die "Posthorn"-Serenade von Wolfgang Amadeus Mozart, während die "Leonoren"-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven ursprünglich für die Oper, das Konzert für Tuba und Orchester des Engländers Vaughan Williams für den Konzertsaal geschrieben wurden.

Leichtes Schwergewicht

Die dritte "Leonoren"-Ouvertüre (Zwischenfrage: warum muss es immer die dritte sein? es gibt auch eine erste und zweite, die kaum je gespielt werden) erlebte eine saubere Wiedergabe, vielleicht etwas vergröbert in den dynamischen Abstufungen und auch im Klanglichen, wobei die Freiluft-Akkustik durchaus als Entschul-digung herhalten kann. Elisabeth Nouaille-Degorce spielte das in der Oper erlösende Trompetensignal aus der Weite des Parks - eine nette Idee.Im Tuba-Konzert von Williams konnte der Solist Cornelius Jacobeit sein ganzes Können zeigen, der Part verlangt Beweglichkeit des als schwerfällig geltenden Instruments und es gibt auch schöne Kantilenen, dabei wird der Tonumfang von den tiefsten Basstönen bis in die Tenorlage genutzt. Die Wiedergabe des nicht sehr bedeutenden aber als Kuriosität reizvollen Werks gelang ohne Fehl und Tadel.

Tadellose Praktikanten

In Mozarts sechssätziger "Posthorn"-Serenade spielte wiederum Elisabeth Nouaille-Degorce in makelloser Manier auf dem Naturton-Instrument das Posthorn-Solo im Trio des zweiten Menuetts. Wie schon in der Ouvertüre von Beethoven, sassen Praktikanten an den ersten Bläserpulten und namentlich die erste Flöte und die erste Oboe meisterten die hübschen Soloeinlagen in den mittleren Sätzen tadellos mit schönem Ton und musikalisch inspiriert. Ein Hinweis auf die Qualität heutiger Musikstudenten, welche auch in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten auffallende Fortschritte gemacht hat. Das Konzert war trotz etwas kühlem Wetter sehr gut besucht und fand viel Beifall.

 

 

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Unbekanntes frisch und lebendig

14. August 2014  Das zweite Sommerkonzert TOBS war Kammermusik mit den Stipendiaten der Stiftung Schweizer Orchesternachwuchs SON vorbehalten. In der Kirche Nidau erklangen am Donnerstag vier Werke in verschiedenen Besetzungen von zum Teil recht wenig bekannten Komponisten.

So kam zu Beginn eine heitere Serenata des Italieners Alfredo Casella in der ungewöhnlichen Besetzung für Violine, Cello, Klarinette, Fagott und Trompete zur Aufführung in welcher der Neoklassizist Casella seinen Sinn für Farben und seine Instrumentationskunst zeigen konnte.

Auch der Franzose Paul Taffanel gehört nicht eben zu den viel gespielten Komponisten. Er war vor allem ein bekannter Flötist, und von ihm hörte man ein Bläserquintett, das den einzelnen Instrumenten schöne Aufgaben zuweist und insgesamt sehr geschlossen wirkt.

Alexander Borodin wiederum ist ein bekannter Russe, der etliche unvollendete Werke hinterlassen hat. Vom unvollständigen Streichsextett in d-moll - auch eine Rarität - gingen wohl zwei Sätze verloren. Das Fragment bot sechs Streichern Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu zeigen.

Gründlich gearbeitet

Das gewichtigste Werk des Abends war wohl das Nonett in a-moll op. 77 des Franzosen George Onslow, auch er ein eher selten aufgeführter Komponist, welcher aber zeitgleich mit Hector Berlioz in Frankreich die reine Instrumental-musik pflegte, während bei den meisten andern französischen Komponisten die Oper fast ausschliesslich vorherrschte.

Neben der Bekanntschaft mit wenig bekannten Werken konnte man sich auch an der frischen und lebendigen Interpretation durch die tüchtigen jungen Musikerinnen und Musiker erfreuen. Vor allem gingen die Musiker aller vier Ensembles sichtbar und hörbar aufeinander ein und waren nicht nur auf das Zusammenspiel sondern auch auf dynamische Abstufungen innerhalb des Ensembles bedacht. Als Coaches hatten die Orchestermitglieder Polina Peskina, Flöte, und Matthias Walpen, Cello, hörbar gründlich mit den Stipendiaten gearbeitet, so dass das Resultat, wenn auch nicht perfekt, so doch sehr erfreulich ausfiel. Vor allem das Nonett von Onslow stellt recht virtuose Anforderungen an die einzelnen Spieler und ist auch im Zusammen-spiel sehr anspruchsvoll. Als Zuhörer hatte man viel Vergnügen an den Werken und der Ausführung.

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Ein Festival, das Musik, Kunst und Menschen verbindet

14. August 2014  Morgen Freitag, 15. September, beginnt in Biel das dritte Festival ArtDialog mit einer Vernissage und einem Konzert in der Residenz Au Lac, gefolgt von einem Apero mit Winzern aus der Region.

Musik, bildende Kunst und Wein bilden einen Dreiklang, den Dimitri Vasylyev, der Organisator des Festivals seit Anbeginn zum Klingen bringt.

"Wir haben von Jahr zu Jahr etwas mehr Publikum und stellen fest, dass ein Interesse besteht",  begründet Vasylyev seinen Optimismus, mit dem er den Anlass organisiert. "Es gibtzwar noch keine Zunahme wie wir uns das wünschen würden, aber wir erhalten gute Rückmel-dungen, die uns Mut geben. In der Region Biel - Bielersee fehlt ein solches Festival und ich sehe gute Chancen, dieses Projekt weiter zu entwickeln."

Junge Talente

An der Eröffnung des Festivals spielt der 15-jährige Marc Fink, Klavier, ein kurzes Programm. Er besucht die Tertia im Seeland Gymnasium Biel und spielt seit sieben Jahren Klavier. Es war auch seit Anbeginn ein Anliegen des Festivals, junge, manchmal sehr junge Musiker aus aller Welt auftreten zu lassen. Am zweitletzten Konzert treten denn auch ein 9-jähriger Japaner, der extra für dieses Konzert in die Schweiz reist, ein 12-jähriger Georgier und ein 12-jähriger Geiger aus Schweden auf.

Hohe Ansprüche

Internationalität und höchste Qualität sind ein Hauptanliegen des künstlerischen Leiters. Vasylyev: "Es ist ein Motto des Festivals, Menschen im Rahmen der Kultur miteinander zu verbinden, speziell in der heutigen Situation mit internationalen Spannungen an verschie-denen Orten der Welt." Die Ausstellungen in der Residenz Au Lac und ab 3. September im Hotel Mercure Plaza vereinigen so vier Künstler aus der Ukraine, einen Maler aus Russland und zwei Künstler aus der Schweiz.

Die Ukraine, woher Dimitri Vasylyev mit seiner Frau stammt, ist auch sonst prominent am Festival vertreten. So tritt am 31. August der Berufschor "Oreya" in der Blanche Eglise von La Neuveville auf. "Es ist ein Chor von extrem hoher Qualität" versichert Vasylyev, "er wurde erst 1989 gegründet, hat aber seither über achtzehn internationale Preise geholt. Der Chor wird sich am klassischen und modernen Repertoire von Vittoria über Bach bis zu Alfred Schnittke und Arvo Pärt orientieren und keine Folklore singen wie oft osteuropäische Chöre."

Eigenes Orchester

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch sonst treten Spitzenmusiker auf, an einem Konzert am 5. September wird der Komponist, Oboist und Dirigent von internatio-nalem Ruf Heinz Holliger zu seinem 75. Geburtstag gefeiert. Für dieses Konzert wurde das Swiss Festival Chamber Orchestra gegründet, das sich aus befreundeten Musikern, "Stimmführer und erste Pulte bedeutender Orchester von Israel, der Schweiz , Frank-reich und weiteren", so Vasylyev, zusammensetzt. "Heinz Holliger wollte, dass er an diesem Konzert die 14. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch für Sopran, Bass, und Kammerorchester dirigieren könne. Darum haben wir dieses Kammerorchester zusammen-gestellt." Dazu spielt er selbst das Konzert A-Dur für Oboe d'amore und Streicher von Johann Sebastian Bach.

Grosse Namen

Weitere Highlights bilden die Auftritte des ukrainischen Vibraphonisten Andrei Pushkarev und einem Streichquartett in Tangos von Astor Piazzolla, ein Liederabend mit der Sopranistin Laia Falcon und dem Pianisten Vadim Gladkov mit Liedern und Songs von Francis Poulenc, Maurice Ravel, mehreren spanischen und lateinamerikanischen Komponisten bis zu Songs von Kurt Weill. Bei der Eröffnung der Ausstellung im Hotel Mercure Plaza wird das Trio Bin'oculaire in Werken für Flöte, Cello und Harfe von Maurice Ravel, Joseph Jongen und Claude Debussy mitwirken.

Der deutsch-spanische Pianist Claudio Martinez Mehner wird ein reichhaltiges Programm mit den Goldberg-Variationen von Bach und dazu Stücken von Brahms, Ligeti und Prokofiev vortragen, und nicht zuletzt wird wie in den letzten Jahren die "Grande Dame du violon-celle" Natalia Gutman mit dem Violinisten Sviatoslav Moroz und dem Bratschisten Dimitri Hoffmann ein Konzert mit zwei Trios von Beet-hoven und einer Cellosonate von Paul Hindemith bestreiten. Viele illustre Gäste also, die nach Biel und in die benachbarten Orte reisen. Zu ihnen gehört wohl auch der bekannte Weinkenner Francis Tres-sens, der am 3. September im Hotel Mercure Plaza eine Einführung   in die Welt der Weine gibt.

 

Das Programm:

15. 8. 18.00 Uhr   Ausstellungseröffnung in der Residenz Au Lac

31. 8. 17.00 Uhr   Ukrainischer Chor "Oreya" (Blanche Eglise La Neuveville)

  3. 9. 18.00 Uhr   Ausstellungseröffnung im Hotel Mercure Plaza

  5. 9. 19.30 Uhr   Konzert zum 75.Geburtstag von Heinz Holliger (Pasquart-Kirche Biel)

12. 9. 19.30 Uhr   Klavierrezital Claudio Martinez Mehner (Logensaal Biel)

13..9. 17.00 Uhr   Young World Talents (Logensaal Biel)

14. 9. 17.00 Uhr   Natalia Gutman, Cello , Sviatoslav Moroz, Violine, Dimitri

Hoffmann, Bratsche (Kirche Ligerz)

Infos: http://www.artdialog.ch


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Triumph des Lebens in der Musik

Erlach Sommernacht Pfigsten 2014

Erlach hatte an den Pfingsttagen sein kleines, feines Musikfestival. Dimitri Ashkenazy zeichnete für die künstlerische Leitung und um ihn herum sorgte eine Schar hervorragender Künstler für Aufführungen rings um das Thema „Tod und Leben“.

Sommernacht“, war das Festival betitelt, und das Wetter half wacker mit, dass das Pfingstfestival zum hochsommerlichen Anlass geriet. Am Pfingstmontag fand in der wohltuend kühlen Kirche ein Konzert mit Kammermusik vom Quartett bis zum Oktett statt. Als Auftakt spielte das „Faust“-Quartett – vier junge Frauen mit Wurzeln in Weimar – eines der sechs Mailänder Quartette des 15-jährigen Mozart. Dabei gelang es den Interpretinnen, durch ihr engagiertes, kontrastierendes und farbenreiches Spiel das Quartett in G-Dur KV 156 (134b) aus dem unverbindlich Gefälligen zu lösen. Die sehr lebensvolle, dynamisch und klanglich reich abgestufte Darstellung machte aus dem dreisätzigen Jugendwerk ein kleines geschliffenes Juwel.

Traditionell und spannend

In die Reihe der Entdeckungen gehört das Quartett für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier von Peter Schickele. Der amerikanische Abkömmling elsässischer Eltern schrieb nicht bloss zahlreiche parodistische Stücke unter dem Pseudonym P.D.Q.Bach, in denen er sich als jüngster Sohn J.S.Bachs ausgab, sondern verfasste auch unter eigenem Namen Kammermusik und sinfonische Werke, welche europäische und amerikanische Einflüsse sehr gekonnt und originell verarbeiten. So war das von Dimitri Ashkenazy (Klarinette), Daniel Dodds (Violine), Joel Marosi (Violoncello) und Vovka Ashkenazy (Klavier) hinreissend gespielte Quartett trotz einer traditionellen Schreibweise sehr spannend anzuhören.

Auch die Sonate für Klarinette und Klavier, welche Leonard Bernstein noch als Student komponierte, hat verschiedene Vorbilder, wirkte aber auch wieder frisch und originell, nicht zuletzt dank der sehr überzeugenden Wiedergabe durch die Brüder Dimitri und Vovka Ashkenazy.

Rundweg vollendet

Den Abschluss und Höhepunkt bildete das mittlerweile sehr oft gespielte meisterliche Oktett für Streicher op. 20 des 16-jährigen   Felix Mendelssohn. Ein Wurf, der Lebensfreude, Leidenschaft und Energie, manchmal ein Hauch von Schmerz und Trauer, aber auch Leichtigkeit und Vitalität in einem rundweg vollendeten Werk vereint. Und die acht Streicher – zum „Faust“-Quartett gesellten sich Daniel Dodds als Leader, Vincent Durand, Violine, Gwenaëlle Kobyliansky, Bratsche, und Joel Marosi, Violoncello – spielten furios, mit vollem Einsatz, manchmal mit orchestralem Klang, aber auch wieder äusserst feinfühlig, kurz: in einer von Anfang bis Schluss mitreissenden und packenden Darbietung, die zu Recht Begeisterung auslöste.

Am Tag zuvor und am Vormittag war eher das Thema Tod dominierend, am Nachmittag triumphierte doch das Leben mit all seinen Facetten.

 

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Mit Hochspannung und Druck

9. Sinfoniekonzert in Biel 2013/14

Ein äusserlich disparates Programm mit Strawinsky, Grieg und Beethoven im 9. Sinfoniekonzert TOBS fand doch zu einer gewissen Geschlossenheit und vor allem auch Anklang beim Publikum.

Das Thema Schicksal versuchte einen gemeinsamen Nenner zu bilden, allerdings wurde der auch wieder aufgehoben, indem die Stücke von Strawinsky eben nicht für einen Film über die Befreiung Norwegens geschrieben wurden und die Bezeichnung „Schicksalssinfonie“ für die Fünfte von Beethoven auf einer zweifelhaften Behauptung beruht und nicht vom Komponisten stammt.

Dramatik statt Pathos

Sehr viel begeisterten Beifall für den Pianisten Henri Sigfridsson (dessen Namen man im Programmheft suchen musste) im populären Klavierkonzert a-moll von Edward Grieg. Der Interpret ging den Solopart kraftvoll und doch mit viel Subtilität an, er entlockte dem Flügel im Forte wie im Piano einen schönen Klang. Zusammen mit dem Dirigenten Charles Olivieri-Munroe gelang ihm eine Deutung, die alles vermied, was diesem Konzert lange Zeit in der Wahrnehmung geschadet hatte: zu viel Süsse, zu viel Pathos. Indem sie auf unnötige Verbreiterungen namentlich in den Steigerungen des letzten Satzes verzichteten, wendeten sie das Pathetische ins Dramatische, was dem Charakter des Werks besser gerecht wird. Die lyrischen und gesanglichen Seiten kamen nicht zu kurz, und neben der tadellosen pianistischen Leistung konnten auch die Bläser des Orchesters in den Soli, namentlich Horn und erste Flöte (sehr gute Praktikantin), sich ins beste Licht rücken. Ein Nocturne von Chopin als Zugabe rundete den ausgezeichneten Eindruck, den man vom Pianisten gewann, noch ab.

Keine Entspannungsmomente

Die fünfte Sinfonie c-moll von Ludwig van Beethoven erlebte ebenfalls eine Aufführung abseits herrschender Konventionen. Sie war von Anfang bis Ende spannungsvoll und mit Hochdruck geladen. Zügige Tempi, die denen, welche Beethoven vorschlug, nahekamen wenn sie diese nicht übertrafen. An sich eine moderne Version wie man sie sich heute wünscht. Das Orchester war nicht von Anfang an darauf eingestellt. Zu Beginn hätten die Musiker – um ein schon etwas abgedroschenes Bild zu gebrauchen – etwas weiter vorn auf der Stuhlkante sitzen sollen, da wurde verschlafen. Bei der Wiederholung der Exposition klappt es dann.

Auch eine druckvolle Interpretation braucht Entspannungmomente, und die fehlten beim anfeuernden Dirigat des in Tschechien tätigen Kanadiers weitgehend. Das Andante con moto, der zweite Satz war durchwegs zu rasch, so dass etwa die zweite Variation in den Celli verhastet wirkte. Das Trio des Scherzo mit dem raschen Fugato in Celli und Bässen war an der obersten Grenze des Verständlichen. Und der Übergang vom Scherzo zum Finale war zwar mit einem Crescendo erst im letzten Moment dynamisch richtig angelegt, dafür fehlte die unheimliche Spannung in diesem Moment eigentlich fast völlig. Wiederum richtig dagegen der Beginn des Finale ohne unnötige und von Beethoven nicht geforderte Verbreiterung der ersten Akkorde. Alles in allem eine spannende und wirkungsvolle, in weiten Teilen werkgerechte Aufführung, die aber auch ein paar Fragen hinterliess.

Zu Beginn erklangen die zwar harmlosen, aber doch hübschen vier norwegischen Impressionen von Igor Strawinsky. Da wurde sauber, präzis und klangschön musiziert, so dass die kurzen Stücke auch kurzweilig wirkten.

Ein Programm aus recht populären und (wenigstens bei Grieg und Beethoven) fast zu oft gespielten Werken, die aber durch Interpretationen, welche ausgetreten Pfade zu vermeiden suchten, an Interesse gewann und von den Zuhörern mit viel Enthusiasmus aufgenommen wurde.

 

von Daniel Andres

 

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Spätwerke von Wiener Klassikern

 

Daniel  Kobyliansky und Dagmar Clottu spielten in der Adventskirche In Biel Werke von Haydn, Schubert und Beethoven. Es waren alles Werke aus späten Schaffensperioden der Komponisten. Von Joseph Haydn eine Violinsonate, die auf dem Streichquartett op.77 Nr. 2 beruht, von Franz Schubert das Rondo in h-moll D 895 und von Ludwig van Beethoven die 10. Violinsonate op. 96 in G-Dur.

Bei Haydn übernimmt das Klavier die wesentlichen Bestandteile der Quartettkomposition. Schubert hat in diesem Stück wohl Konzessionen an den Zeitgeschmack oder an den möglichen Verleger gemacht, es ist mit Ausnahme der Einleitung ein brillant virtuoses Stück. Beethoven hingegen hat sich in deser Sonate gegenüber der Vorgängerin, der konzertanten "Kreutzer"-Sonate zurückgenommen, da wirkt manches sehr schlicht und die Melodien volkstümlich, aber es verbirgt sich auch viel unauffällige Kunstfertigkeit.

In der Haydn-Sonate dominierte das Klavier auch klanglich etwas stark. Bei Schubert fanden die beiden Bieler Künstler ein gutes Gleichgewicht, Daniel Kobyliansky konnte technische Sicherheit zeigen, klanglich hätte die Violine etwas mehr Kontraste zwischen den virtuosen Passagen und den lyrischen Zwischenteilen des Rondos markieren können.

Die Sonate von Beethoven gelang den Künstlern souverän, der Dialog zwischen Violine und Klavier wirkte schön abgestimmt, der Gesang im zweiten Satz (Adagio espressivo) war von den weiten Linien der Melodie geprägt. Das prägnant Scherzo konnte seine Wirkung entfalten und wurde als Zugabe wiederholt, und der Schlusssatz mit seiner betont volkstümlichen Motivik war heiter und gelöst. Das erfreulich zahlreich erschienene Publikum schätzte die Darbietungen sehr.

 

von Daniel Andres

 

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Das Rezital von Nemanja Radulovic in Biel:

 

 

Hinreissend und doch sehr bewusst

Bereits zum zweiten Mal trat der Geiger Nemanja Radulovic mit seiner Klavierpartnerin Susan Manoff im Bieler Logensaal auf. Und wieder rissen die Beiden das zahlreiche Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
Der junge Violinist mit dem exzentrischen Outfit begeistert nicht bloss mit seiner fabulösen Technik und einem unwiderstehlichen Auftritt, er hat wundervolle geigerische und musikalische Qualitäten, welche die Zuhörer schmelzen lassen und auch nebenbei verraten wie bewusst der Musiker mit seinem Instrument umgeht, auch wenn alles sehr theatralisch aussieht.
Schon der Bogenansatz zu Beginn einer Arie aus der Oper „Pique Dame“ von Peter Tschaikowsky beweist hervorragendes Klangempfinden. Ohne Vibrato im Pianissimo wird ein Ton begonnen und entfaltet sich allmählich zum singenden Klang. Immer wieder, auch in der Sonate G-Dur von Mozart oder der A-Dur-Sonate von César Franck begegnet man diesem bewussten Umgang mit dem Klang. Von fahler Blässe zum ausdrucksstarken kernigen Ton setzt er den Klang immer wieder sehr differenziert ein. Dabei wählt er sehr genau auch die Stelle, an der der Bogen die Saite berührt und erzeugt damit einen wundervollen, genau abgestimmten Farbenreichtum. Er geht auch dynamisch bis zum Äussersten, vom zarten Pianissimo bis zum vollen kraftvollen Bogeneinsatz im Fortissimo.

Ungewohnte Betrachtungsweisen

Die Mozart-Sonate erklingt ganz unakademisch mit feinen agogischen Rückungen und wirkt dadurch sehr „sprechend“. Die „Chaconne“ von Johann Sebastian Bach in der Bearbeitung von Robert Schumann (mit ein paar Zusätzen von Busoni und Radulovic) wird von zwei Blickwinkeln aus betrachtet: einerseits Bach durch die Brille von Schumann, und dazu Schumann durch die Brille von Radulovic und der Pianistin Susan Namoff. Dadurch entsteht eine ungewohnte aber hinreissende Sicht auf das Werk, jenseits aller puristischen Betrachtungsweisen. Würde er das Original für Solo-Violine auch so exzentrisch spielen? „Nein, sicher nicht, da halte ich mich auch stilistisch an die Vorlage von Bach“, verrät er im Gespräch.
Die Sonate von César Franck war ein Genuss, auch wenn einige Stellen ungewohnt angegangen wurden, etwa das verlangsamte Tempo zu Beginn des letzten Satzes. Die Rhapsodie „Tzigane“ von Maurice Ravel war ein Feuerwerk nicht nur dank der kapriziösen Technik, sondern weil auch - wie einem schien – echtes zigeunerisches Empfinden einfloss. So auch bei den „Zigeunerweisen“ von Pablo de Sarasate als erster Zugabe, welcher zum Abschluss eine hübsche Melodie von Nat King Cole aus „Rainbow“ folgte. Alles in allem eine herzerwärmende Demonstration von geigerischem Können, umwerfendem Temperament und feinem Empfinden, an der die Pianistin Susan Namoff mit ihrem einfühlsamen, engagierten und klanglich subtilen Spiel wesentlichen Anteil hatte.

 

von Daniel Andres

 

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Das 8. Sinfoniekonzert TOBS in Biel

Widersprüchliches in einem Rahmen

Die Programmidee war gut. Bach (Johann Sebastian) als Inspirator für Hector Villa-Lobos und Igor Strawinsky, die Dritte Orchestersuite in D-Dur als Rahmen. Die Interpretationen waren dagegen zum Teil diskutabel.
Eine Freude waren die acht Cellisten (darunter drei Cellistinnen) in der Bachiana brasileira Nr 1. Antonio Meneses und Pi-Chin Chien waren am ersten Pult dabei, dazu vier Cellisten des Orchesters und zwei gute Zuzüger. Geschliffen und ausgewogen klang das süffige Werk, das letzlich bloss in der Fuge Anklänge an Bach aufweist, während das Preludio einem liebenswerten Schlager (französisches Chanson) gleicht und die Introduktion sehr frei daher kommt.
Das Concerto in Es "Dumbaron Oaks" von Strawinsky war ein ziemlicher Gegensatz, schroffer, klassischer, nüchterner aber doch beschwingt, und hervorragend präzis kristallin gespielt.
Die Orchestersuite dagegen schwankte zwischen altem, überholtem Stil und einigen Ansätzen zu barocker Aufführungspraxis. Die Einleitung der Ouvertüre zu träge und etwas schwerfällig und auch teilweise unpräzis. Der fugiert schnelle Teil klang transparenter und es war auch richtig, die konzertante Violine dem Konzertmeister als Solisten anzuvertrauen.
Bei den Tänzen am Schluss des Programms gefiel die schlichte Air, bei den raschen Tänzen Gavott, Bourrée und Gigue war wiederum, wie in der Ouvertüre die Streicherbesetzung zu sinfonisch und führte auch zu kleiner Präzisionemängeln. Insgesamt ein altmodischer Bach, das Orchester hat in früheren Zeiten da schon Besseres gezeigt.
Widersprüchlich auch die Aufführung von Fabian Müllers "Dialogues cellestes" für 2 Violoncelli und Orchester. Dass der Komponist einen Stil pflegt der sich an Vorbildern aus dem frühen 20. Jahrhundert orientiert weiss man, wenn man schon Anderes von ihm gehört hat. Das sei ihm unbenommen, er ist auch recht erfolgreich damit, das sei ihm gegönnt, und es hat durchaus hörenswerte instrumentale Klangkombinationen, die von guter Kenntnis der Orchestration zeugen, auch wenn sie bald an Debussy, bald an Schostakowitsch, bald an Korngold oder Krenek erinnern. Kritisch kann man sich insofern zum Werk äussern, als die zwei Celli kaum in einen Dialog treten, weder unter sich noch zum Orchester und ihr Part häufig parallel verläuft und zudem sehr oft im Orchesterklang untergeht. Die prominente Besetzung mit Pi-Chin Chien und Antonio Meneses sorgte für eine
wirkunsvolle Wiedergabe, sekundiert von einem im Ganzen farbenreich spielenden Orchester unter Kaspar Zehnders Führung.

 

von Daniel Andres

 

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Kraftvolle Geschlossenheit

Rezital Sophie Pacini im Logensaal

Die junge Pianistin Sophie Pacini trat ma Sonntag mit höchst anspruchs-vollen Werken im Saal der Loge auf. Weil das Konzert mit dem Geiger Nemanja Radulovic auf den 11. Mai verschoben werden muss, kam ein zweites Jungtalent in der Reihe "Podium junger Künstler" der Société philharmoniqe zum Zug.
Sie hat 2011 bei den "Sommets musicaux" in Gstaad den erstehn Preis gewonnen und konnte damit das Klavierkonzert op. 54 von Robert Schumann mit der Deuschen Philhar-monie Rheinland-Pfalz einspielen. Und auf einer CD hat sie einen Teil des Programms vom Sonntag auch bereits eingespielt.

Interessant und knifflig

Die sechs Intermezzi op. 4 von Robert Schumann werden selten gespielt. Warum weiss niemand, denn es sind hoch differenzierte, pianistisch sowohl interessante wie auch knifflige Stücke, die in Vielem auf die späteren grossen Klavier-zyklen von Schumann hinweisen, sogar auf die ebenso knifflige wie wenig gespielte Humoreske op. 20. Kraftvoll, im Forte manchmal zu hart, ging die junge Pianistin die äusserst kontrastreichen Stücke an und bot dabei eine musikalisch reife Leistung.
Mit der Polonaise-Fantaisie und dem Scherzo Nr. 2 in b-moll op. 61 von Frédéric Chopin vollzog sie auch einen klanglichen Wandel und kam dem Chpon'schen Klavierklang wie vorher dem Schumann'schen Idiom sehr nahe. Die klanglichen Finessen spielen sich vor allem im Pianobereich ab, wobei da und dort etwas mehr Poesie aufscheinen könnte. Die raschen und kräftigeren Teile nimmt sie rasant und zeigt dabei keine technischen Schwächen.

Keine Effekthascherei

Ein grosser Brocken für jeden Pianisten ist die Sonate in h-moll von Franz Liszt. Spätestens seit dem Liszt-Jahr 2011 haben sie auch viele Jungpianisten im Gepäck und so konnte man sie in vielen mehr oder weniger gelungenen Versionen hören. Sophie Pacini setzte auch hier auf eine eher virtuose aber doch nicht auf äusserlichen Effekt ausgerichtete Version. Nicht zu gehetzte Tempi und auch nicht zu verzärtelte Lyrik, insgesamt eine in sich geschlossene Darbietung, der man noch etwas mehr Farbigkeit etwa in den beinahe orchestralen Partien gewünscht hätte. Insgesamt eine imponierende Darbietung vor einem sehr gut besetzten Logensaal.

 

von Daniel Andres

 

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Mutige Auseinandersetzung mit schönen Raritäten.

Beat Ryser Firmin führte am Sonntag mit dem Konzertchor Biel-Seeland zwei selten aufgeführte Werke von Fanny Hensel Mendelssohn und Louis Spohr zum Erfolg.

Die Auswahl der Werke war doch ein gewisses Wagnis, und prompt blieben im Kongresshaussaal ein paar Reihen in der Mitte leer, dafür waren die seitlichen (preisgünstigeren) Plätze gut belegt. Künstlerisch auf jeden Fall war die Wahl sowohl mutig wie auch sehr berechtigt. Die Kantate „Hiob“ von Fanny Mendelssohn, der älteren Schwester von Felix, ist ein hochstehendes Werk. Obwohl es sich in der Faktur stark an das Vorbild Johann Sebastian Bach anlehnt, hat es doch einen eigenen Ausdruck, vor allem in den Solopartien des mittleren Abschnitts. Die Chöre zeigen, wie gut die Komponistin mit dem Kontrapunkt und der Fugentechnik vertraut war.

Gegen Widerstände

Wie die meisten komponierenden Frauen im 19.Jahrhundert und früher, hatte sie mit Widerständen zu kämpfen. Obwohl gebildet, wurde sie vor allem für die Tätigkeiten als Hausfrau und Mutter vorbereitet und selbst ihr Bruder sah es nicht gerne, wenn sie ihre Klavierstücke und Lieder veröffentlichte. Die Aufführung durch den Konzertchor Biel-Seeland und das Sinfonieorchester Biel Solothurn wurde dem Werk in hohem Masse gerecht, auch wenn die Klangkultur des zahlenmässig recht grossen Chors, in dem die Frauenstimmen weit überwiegen, nicht immer den höchsten Ansprüchen genügte. Auch das Solo-Quartett mit Sarah Natalie Maeder, Sopran, Bettina Weder, Mezzosopran, dem Tenor Raphaël Favre und dem kurzfristig eingesprungenen Bass Jean Michel Borgeaud bewährte sich als Ensemble .

Weit ausladender präsentierte sich das Oratorium „Die letzten Dinge“ von Louis Spohr. Man versteht, dass das Werk in seiner Zeit, dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, grossen Erfolg hatte.

Auserlesene Schönheit

Louis Spohr war einer der berühmten Komponisten der Epoche und er beherrschte nicht bloss das Handwerk – was auch wieder die Chorfugen in diesem Oratorium wie auch die reinen Orchestersätze beweisen – er fand auch zu einem eigenen Ausdruck. So sind mehrere Sätze des Werks wie etwa das Quartett mit Chor „Selig sind die Toten“ von auserlesener Schönheit und auch das Duett von Sopran und Tenor „Sei mir nicht schrecklich in der Not“ hat eine lichte Stimmung mit einer durchaus sinfonischen Behandlung des Orchesters. Formal gibt es einige thematische Bezüge, die zur Geschlossenheit des Werks beitragen, auffällig etwa, wenn das Fugato der in der Mitte stehenden „Sinfonia“ im Chor „So ihr mich von ganzem herzen suchet“ als Grundlage dient, worüber der Chor sozusagen als Cantus firmus eine kraftvolle einstimmige Melodie singt. Weitere Schönheiten wären aufzuzählen und das Werk klingt in den letzten drei Nummern nicht etwa düster, sondern mit Zuversicht und Hoffnung auf „einen neuen Himmel und ein neue Erde“ aus. Es gibt ein Sprichwort „Das Bessere ist der Feind des Guten“, das vielleicht erklärt warum spätere Werke wie die späten Messen von Schubert, das „Deutsche Requiem“ von Brahms und die Requiems von Dvorak und Verdi das Oratorium von Louis Spohr überstrahlten. Verdienstvoll ist die Wiederaufnahme alleweil.

Solide und differenziert

Beat Ryser führte als gewiefter Dirigent mit Überlegenheit durch die Partitur und war sichtlich und hörbar für eine lebendig, plastische Gestaltung besorgt. Das Orchester wirkte solide wie auch differenziert, insbesondere auch bei den Bläsern. Der Chor hatte seinen Part gut im Griff, die Männer obwohl zahlenmässig unterlegen, konnten sich ohne zu viel Kraftanstrengung behaupten. Die schönsten Momente ergaben sich sicher in den leisen und verhaltenen Stellen.

Die Solisten hatten in begleiteten Rezitativen, welche stark ariosen Charakter hatten und in denen das Orchester eine mehr als nur stützende Rolle spielt, ausgiebig Gelegenheit zu sehr schönen Leistungen. Zu Beginn der Sopran mit ausdrucksstarken Einsätzen, der Bass zu Beginn des zweiten Teils und der Tenor im dramatischen Teil mit Chor „Gefallen ist Babylon die Grosse“. Sopran und Alt kamen gegen Schluss „Sieh, einen neuen Himmel“ zur Geltung und sehr eindrücklich waren die Quartette im Wechsel mit dem Chor.

 

 

von Daniel Andres

 

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Abseits der Trampelpfade

Trio Clavino

Gestern 4. März war das Konzert des Trio Clavino im Bieler Farelsaal. Eine kleine Schar Freunde und unentwegt Interessierter versammelte sich, aber einmal mehr hatten die Abwesenden Unrecht.
Simon Maurer, Bratsche, Doris Hall-Gulati, Klarinette, und Xun Pan am Flügel zogen die Zuhörer bereits in Mozarts "Kegelstatt"-Trio in Bann. Das Werk, 1786 entstanden, zeigt dank dem Einbezug der Klarinette bereits Züge des Spätwerks (Klarinettenkonzert, Klarinettenquintett) - ein kleiner Zug ins Melancholische. Die Interpreten boten dennoch eine lebendig artikulierte Musik, einen Mozartstil, den man nicht den oder jener Schule zuweisen könnte, der aber sehr überzeugend und wohltuend wirkte.
Das Trio für Klarinette, Violine und Klavier von Aram Khatchaturian ist folkloristisch geprägt sowohl im rhythmisch tänzerischen wie auch im schwelgerisch melodischen Bereich. Man lernte dieses nicht sehr bekannte Werk gerne kennen, auch wenn dieses Jugendwerk des Komponisten auch etwas ausufernd geraten ist. Das Trio Clavino setzte sich mit voller Wirkung dafür ein.
Sowohl zart wie auch perkussiv sind die "Three Folksongs from Blue Lake" des Chinesen Ping Jin. Hier gelangen der Klarinettistin ungemein zarte Töne, aber die perkussiven Elemente namentlich im dritten Stück verfehlten ihre Wirkung auch nicht. Der Pianist konnte mit dem Flügel sehr gut umgehen und ihm sowohl sangliche wie leicht oder schroff hingesetzte Akzente entlocken.
Auch die Stücke von Srul Irving Glick und Peter Schickele verbanden Folklore, und verschiedene nationale oder ethnische Elemente miteinander. "Klezmers Wedding" von Glick zeigte die charakteristischen Merkmale dieser Musik, und die "Serenade for Three" von Peter Schickele ist witzig und überraschungsreich. In dieser Musik zeigten die Interpreten hervorragende Virtuosität, die sie auch bis an ihre Grenzen freundvoll ausloteten. Zwei aus den acht Stücken op. 83 von Max Bruch waren dazwischen eine romantische Insel. Es war ein vergnügliches und genussreiches Konzert abseits der ausgetretenen Trampelpfade.

 

von Daniel Andres

 

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