Klassik Schweiz - Suisse classique - Swiss classic
Das Swiss-Classic-Journal
08.03.2016
St.Ursanne
Pianofestival 2008
Piano à St.Ursanne
"Nuit du Concerto"
Klavier in der Klosterkirche
10. August 2008 Eine „Nacht der Konzerte" fand am letzten Samstag in der ausverkauften Collégiale von St.Ursanne statt. Das Sinfonieorchester Biel begleitete zwei Pianisten und einen Klarinettisten.
Daniel Andres
Frédéric-François Guy im 3. Klavierkonzert c-moll von L.v.Beethoven (Foto: Daniel Andres)
Seit fünf Jahren hat das Städtchen St.Ursanne am Doubs sein jährliches Klavierfestival. Und es beginnt bereits, sich ein bisschen mit be-rühmten Klavierfestivals in Frankreich zu mes-sen. Mit den grössten, wie La Roque d’An-théron, kann es noch nicht mithalten, da feh-len die ganz grossen Namen. Aber dieses Jahr waren es Michel Dalberto und Bruno Rigutto, die immerhin Frankreich ver-traten. Und wenn die Namen der Auftre-tenden noch nicht so in aller Munde sind, so herrscht doch eine sehr gute Qualität, wie das Konzert vom vergangenen Samstag demon-strierte. Klavierkonzerte von Frédéric Chopin, Ludwig van Beethoven und der Klarinettenkonzert A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart standen auf dem Programm. Das Sinfonieorchester Biel war mit seinem Chef Thomas Rösner nach St.Ursanne gereist und sass dicht ge-drängt im prächtigen barocken Chorraum der Collégiale von St.Ursanne, seinerseits ein Bau vom Ende des 12. Jahrhunderts. Poetisches Spiel Solist im zweiten Klavierkonzert in f-moll von Frédéric Chopin war der junge, in Genf gebo- |
rene China-Schweizer Louis Schwizgebel -Wang. Er hat bei der in Biel aufgewachsenen, in Lausanne unterrichtenden Brigitte Meyer studiert und unter anderem im Jahr 2005 den Internationalen Musikwettbewerb von Genf gewonnen. Sein Chopin-Spiel ist betont poe-tisch, mit wenigen kraftvolleren Interventio-nen, doch er nimmt durch einen vollen sang-lichen und schön modellierten Klavierklang gefangen. Er pflegt die Details liebevoll, ohne die grosse Linie zu verlieren. Vielleicht könnte der Dialog mit dem Orchester noch etwas be-wusster gestaltet werden, aber bei der ziem-lich halligen, aber durchaus noch angeneh-men Akustik und der Enge der Raumverhält-nisse war die Kommunikation zwischen Or-chester und Solist wie auch innerhalb des Or-chesters ohnehin etwas schwierig. Kraftvoll geradliniger Beethoven Der zweite Pianist des Abends war der Fran-zose Frédéric-François Guy, bereits der mitt-leren Generation angehörig und mit Aufnah-men aller Klavierkonzerte Beethovens zu-sammen mit dem Dirigenten Philippe Jordan und dem ‚Orchestre philharmonique de Radio France’ beschäftigt. Er spielte das dritte Konzert Beethovens schnörkellos, geradlinig, kraftvoll, die Ecksätze in recht raschen Tempi |
aber ohne Übereilung. Ein sehr ansprechen-des Spiel, das vielleicht von den alten Vorbil-dern Leon Fleisher aber auch von Arthur und Karl-Ulrich Schnabel beeinflusst ist. Zwischen den Klavierkonzerten interpretierte Frédéric Rapin (in Biel durchaus auch kein Unbekannter, lehrt er doch seit Jahren an der Sommerakademie) das Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 von Mozart. Auch er wählte flüs-sige Tempi in den Ecksätzen, was angesichts der Kirchenakustik auch bei ihm zu kleinen Koordinationsproblemen mit dem Orchester führte. Klangschönes Orchester Doch das Bieler Sinfonieorchester mit Thomas Rösner am Pult begleitete sowohl zuverlässig wie flexibel und auch sehr klangschön. Die Darbietungen der Solisten wie auch von Orchester und Dirigent ernteten beim sehr zahlreichen Publikum in der restlos ausverkauften Kirche viel Zustimmung und Applaus. Die Pianisten bedankten sich mit Zugaben, so dass das Konzert sich zwar nicht grad zur „Nacht der Konzerte" entwickelte, sich aber bis in den späten Abend zog, als die Zuhörer die Musiker endlich ziehen liessen. |